Adelboden

Adelboden – zahlreich sind die Legenden, wie der Kurort im westlichen Berner Oberland zu seinem klingenden Namen kam. Einig ist man sich nie geworden, wohl aber darüber, dass der Name passt: Das auf 1.350 Metern gelegene, verkehrstechnisch gut erschlossene Tal ist weit, lieblich, sehr sonnig – die Berge erheben sich nicht vor der Nase des Betrachters, vielmehr geniesst er sie aus einer gewissen Distanz. Diese Beschaulichkeit wussten schon die ersten Gäste zu schätzen. Adelboden sei ein "viel besuchter Ort von Erholungsbedürftigen und Nervenleidenden", steht in einem 1898 erschienenen Reiseführer. Besiedelt wird das Engstligental selbstredend schon vor seiner touristischen Ära. Im Spätmittelalter ziehen Siedler aus den alemannischen Dörfern in die Wildnis des Tales. Aus dem Jahr 1433 datiert der Bau der Dorfkirche, deren Freskogemälde und Kirchenfenster des berühmten Schweizer Künstlers Augusto Giacometti als besonders sehenswert gelten. Ein sinniger Wandspruch ermuntert die Gläubigen: "Lasset uns nicht schlafen wie die andern".

Heute ist Adelboden sowohl ein Ort für Verweilende wie auch für Aktive: 70 Transportanlagen (über 200 km Skipisten, 24,5 km Langlaufloipen, ein grosses Wanderwegnetz) locken Naturfreunde in die Berge, beispielsweise auf die schöne und mystische Engstligenalp, die 1996 ins Bundesarchiv der Kulturlandschaften von nationaler Bedeutung aufgenommen wurde. Dem Alpinisten ist das Hochplateau Ausgangspunkt für zahlreiche spektakuläre Touren; der Verweilende geniesst auf dem 2,5 km langen rollstuhlgängigen Rundweg bizarre Gesteinsformationen, satte Blumenteppiche und sprudelndes Wasser – ein sinnliches Erlebnis, das in Kombination mit dem wiederentdeckten Reiz- und Höhenklima auch etwa "alpine Wellness" genannt wird. Die beiden Wasserfälle stehen seit 1948 unter Naturschutz. Wasser ist am Ende des Engstligentales seit jeher ein zentrales Element. Aus der Oeybadquelle wird das "felsige Adelbodner" geleitet, ein an Calcium und Magnesium äusserst reiches Mineralwasser.

Mit mondänen Schweizer Kurorten sollte man Adelboden besser nicht vergleichen. Wem nach prickelnder Champagner-Laune zumute ist, ist hier am falschen Ort. Adelboden bietet mit seinem FIS-Weltcupskirennen, dem Vogellisi-Berglauf und der Alten Taverne viele spektakuläre Highlights mit grosser medialer Ausstrahlung. Doch Schickeria und Allüren, das kennt man hier nicht. Alles ist gesetzter, normaler, auch ungezwungener. Vielleicht auch, weil die Bewohner selbst keine Statisten sind. Der Tourismus bietet ihnen eine sichere Existenz und die Alpenarena ein unverzichtbarer Spiel- und Bewegungsraum. Seit den 60er-Jahren stellt das sportbegeisterte Adelboden regelmässig Athleten im internationalen Skizirkus. Umgekehrt wird von der sprichwörtlichen "Adelbodner Gemütlichkeit und Gelassenheit" gesprochen, die die Gäste zu schätzen wissen.